Oktober / November 2022

Liebe Gemeinde,

dreißig Mäuse sterben. Jedes einzelne Wort hat Gewicht. Jedes steht für sich. Dreißig. Mäuse. Sterben.
Die einen werden jetzt denken: „Die armen. Wie sind sie denn gestorben?“ Andere sagen sich: „Ich mag keine Mäuse.“ Und Gleichgültige zucken mit der Schulter: „Na und?“ Dabei geht es mir gar nicht um den Satz, sondern, wie gesagt, um die Worte an sich.
Dreißig. Vor dreißig Jahren im August 1992 wurde der erste Gottesdienst gefeiert. Dieser markierte die Gründung der Christengemeinde Staufen. Jahre später haben wir uns der Vineyard Bewegung im deutschsprachigen Raum angeschlossen. So schauen wir auf dreißig Jahre Vineyard Staufen zurück.
Dreißig. Die Zahl erinnert mich an einen Gedanken Gerhard Tersteegens. „Unser Jesus hat dreißig Jahre geschwiegen und sich verborgen, damit er uns die Liebe zum Leben der wahren Abgeschiedenheit einflößen möchte, und im offenbaren Leben hat er kaum vier Jahre verbracht. Ach, ich denke öfters, könnten wir Erweckte nur ein Probejahr in stillem Sterben und Beten aushalten, ehe wir uns hervortäten, so möchten unsere folgenden Wirksamkeiten noch ein wenig lauterer und dem Reich Gottes in und außer uns unschädlicher sein.“
Mit diesem Zitat will ich nicht für eine generelle Zäsur in Form eines Jahres der Stille werben. Wohl aber dafür, dass wir die „Liebe zum Leben der wahren Abgeschiedenheit“ entwickeln. Wir können nach außen nicht mehr darstellen, als wir im Verborgenen sind. Wie wir unsere stillen Stunden gestalten, in denen uns niemand sieht, bestimmt maßgeblich welchen guten (oder schlechten) Einfluss wir haben.
Anlässlich unseres Gemeindejubiläums plädiere ich zudem für einen Boxenstopp. Er erlaubt uns, den eigenen Standort zu bestimmen und ausgehend davon die Richtung für die nächsten Jahre festzulegen. Fragen, die dem Einzelnen helfen, seine Lage zu sondieren und das Leben zu ordnen, können auch einer Gemeinde zur Orientierung dienen. Ich denke dabei an diese:
– Was ist aus uns geworden?
– Was soll aus uns noch werden?
– Welches Erbe, Vermächtnis wollen wir hinterlassen? Welche Geschichte wollen wir, später einmal, erzählen?
Beim Kaffee nach dem Gottesdienst, einem Gemeindemittagessen oder dem nächsten ‚We-are-family‘-Abend können wir über diese Fragen ins Gespräch kommen.
Dreißig. Mäuse. Kanaanäisch: Silberlinge. Umgangssprachlich: Riesen. Es wird in den Predigten der nächsten Wochen ums Geld gehen. Jesus hat oft darüber gesprochen. Viele seiner Aussprüche sind uns vertraut: „Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.“ „Man kann nicht Gott und dem Mammon dienen.“ „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist.“ „Sammelt euch nicht Schätze auf Erden, wo Motte und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel.“ Was bedeuten diese Aussagen für uns konkret? Wie können wir einen wohltätigen, großzügigen und freigiebigen Lebensstil einüben? Welches Mindset braucht es dazu? Freut euch auf eine herausfordernde und inspirierende Predigtreihe.
Zuletzt. Sterben. „Es ist dem Menschen bestimmt einmal zu sterben“, lesen wir im Hebräerbrief (9,27). Wenn das so ist, sollten wir dann nicht darüber nachdenken, wie das mit dem Sterben geht? Es gibt ja nur die Premiere. Sollten wir nicht wissen, was wir danach zu erwarten haben? Unser Herz schon hier auf den Himmel einstimmen? Über das Sterben, den Tod und den Himmel denken wir in den Gottesdiensten am 13. und 20. November nach.
Dreißig Mäuse sterben. Freuen wir uns also auf einen thematisch bunten, inspirierenden und herausfordernden Herbst!
Herzlich,
Reiner

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