Januar 2023

Liebe Gemeinde,
Emil-von-Behring Kaserne, Giebelstadt, Landkreis Würzburg. Im Winter 1990 leistete ich dort meinen Wehrdienst ab. In der Sanitätsschule der Luftwaffe bildete man Ersthelfer aus und unterrichtete sie in der Krankenpflege. Ein Mindestmaß an militärischen Grundbegriffen wurde ebenfalls vermittelt. Dazu gehörte, dass nachts der Ernstfall geprobt wurde.
Der Hauptfeldwebel meiner Einheit war ein freundlicher Mensch. Er meinte es gut mit uns. So ließ er eines Tages die Nachricht durchsickern, dass wir unsanft geweckt werden würden. Auf das Alarmsignal hin hätten wir, so schnell wie möglich versteht sich, in voller Montur vor der Unterkunft anzutreten. Vor dem Zubettgehen bereiteten wir uns folglich vor. Grüner Drillich, Unterwäsche und Springerstiefel wurden geordnet auf bzw. vor einem Stuhl deponiert. Beim Ertönen der Sirene war alles zur Hand und musste nicht erst schlaftrunken zusammengesucht werden.
In gleicher Weise können sich Christen auf die Wiederkunft Jesu einstellen. Er hat uns vorab darüber informiert, dass Er wiederkommen wird. „Zu einer Stunde, da wir’s nicht vermuten. Vielleicht kommt Er spät in der Nacht oder sogar erst gegen Morgen“ (Lk.12, 38.40). Wann auch immer – wir können uns darauf vorbereiten.
Dazu ermahnt uns Jesus: „Eure Lenden sollen umgürtet und die Lampen brennend sein! Und ihr – seid Menschen gleich, die auf ihren Herrn warten.“ Das Befestigen des langen Gewandes durch einen Gurt geschah, um sich für einen Gang oder eine Arbeit zu rüsten. Für uns bedeutet dies, dass wir dienst- und abmarschbereit sind. Wenn wir darauf achten, dass wir den inneren Frieden bewahren, ein gereinigtes Gewissen haben und in keiner bewussten Sünde mehr leben, sind wir vorbereitet. Dann sind wir in der Lage, Gott und unseren Mitmenschen zu dienen.
Dazu benötigen wir brennende Lampen. Damals wurden Öllampen genutzt, die selbstredend Öl benötigten, um am Brennen zu bleiben. Öl ist in der Bibel ein Symbol für den Heiligen Geist. Wir brauchen die Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Es genügt nicht, dass wir in der Vergangenheit einmal ein begeisterndes Erlebnis hatten. Heute sollen, heute dürfen wir voll Geistes sein. „Werdet auch nicht trunken von Wein, was zu einem unordentlichen Wesen führt, sondern werdet mit dem Geist erfüllt, indem ihr zueinander redet mit Psalmen und Hymnen und geistlichen Gesängen und dem Herrn in eurem Herzen singt und spielt, indem ihr Dank sagt allezeit für alles dem Gott und Vater im Namen unseres Herrn Jesus Christus und indem ihr euch einander unterordnet in der Furcht Christi“ (Eph.5, 18-21).
Und wenn wir kein Öl haben? Wenn sich unsere Nachfolge leer, mühsam und beschwerlich anfühlt? Wenn Lobgesänge uns fern liegen, vom Spielen im Herzen keine Rede sein kann; wenn unser Dank erstickt und an Unterordnung nicht zu denken ist? Dann dürfen wir uns vertrauensvoll an unseren Vater im Himmel wenden. Da schon wir, die wir doch böse sind, unseren Kindern Gutes tun, „wie viel mehr wird dann der Vater vom Himmel her Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“ (Lk.11, 13)
Ein väterlicher Freund beantwortete die Frage: „Wann kommt der Herr Jesus?“ immer mit: „Perhaps today.“ Vielleicht heute. Er war ein glücklicher Mensch. Voller Hoffnung und mit freudiger Erwartung richtete er sein Leben auf dieses Ereignis aus. Dadurch ermüdete er auch bis ins hohe Alter nicht, obgleich er sehr, sehr viel arbeitete.
Am Anfang des neuen Jahres wünsche ich uns diese Einstellung: Dass wir Menschen gleich sind, die auf ihren Herrn warten. Mit umgürteten Lenden und brennenden Lampen.
Herzlich,
Reiner

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