Februar 2022

Liebe Gemeinde,

mutig glauben. Diese zwei Wörter haben wir uns auf die Fahne geschrieben, die wir dieses Jahr hissen. Es soll sichtbar werden, dass Christen in Staufen mutig glauben. Was meinen wir damit?

Ein mutiger Glaube unterscheidet sich von einem ängstlichen, bei dem man sich nie ganz sicher ist, ob er im Ernstfall trägt. Seit meiner Kindheit ist mir dies Gleichnis vertraut: Wenn es im Winter kalt wird, bildet sich auf dem Stadtsee eine dünne Eisschicht. Nach ein paar frostigen Nächten wagen sich die ersten aufs Eis. Vorsichtig, mit einem Bein auf festem Boden und mit einer Hand vom Freund gesichert, wird nach und nach mehr Gewicht auf das zweite Standbein gelegt. Bis der Augenblick kommt, in dem die Hand losgelassen wird und man allein auf dem Eis steht. Mit ausgebreiteten Armen so, als könnte man dadurch sein Gewicht verringern, wird der erste zaghafte Schritt gesetzt. Anspannung, Unsicherheit und Angst begleiten einen, während man sich langsam vom Ufer entfernt. Ob das Eis trägt?

So ähnlich empfinde ich manchmal bei Glaubensfragen. Dabei wünsche ich mir doch einen mutigen Glauben. Aus gutem Grund. Denn im Gegensatz zu den Leuten, die sich als erste aufs Eis wagen, habe ich viele Vorgänger. Ich sehe deren Spuren und weiß dadurch, dass der Glaube trägt. Ein ganzes Kapitel im Neuen Testament (Hebr. 11) ist diesen Vorläufern gewidmet. Wie eine Wolke ziehen sie mit mir, mit uns und erinnern daran, dass auf Gottes Zusagen Verlass ist. Im Hinblick darauf wollen wir mutig glauben.

Einen zweiten Aspekt unseres Jahresmottos möchte ich beleuchten. „Mutig glauben“ kann, wer den kennt, der ihn dazu ruft. Wir wissen, wem wir vertrauen. Es ist Jesus, der sein Leben für uns aufgegeben hat. „Niemand nimmt mein Leben von mir“, sagt Jesus, „sondern ich gebe es von mir aus dahin“ (Joh.10, 18). Aus Liebe stirbt Er für uns. Und Seine Liebe, das wissen wir, hört niemals auf (1.Kor.13, 8). Wenn Er uns ruft, gute Werke zu tun. Wenn Er uns Gaben gibt und Aufträge erteilt, dann wissen wir, dass sein Motiv dabei Liebe ist. Denn Gottes Wesen ist Liebe (1.Joh.4, 8). Wir können mutig glauben, denn ER ruft uns.

Ein letzter Gedanke. Dem Leitungsteam ist wichtig geworden, dass der Aufruf mutig zu glauben, uns als Gemeinschaft gilt. Es gilt gemeinsam, Schritte im Vertrauen zu wagen. Irgendwo habe ich den Spruch aufgeschnappt: „Allein geht man ein, aber gemeinsam sind wir stark.“ Wie ein Holzscheit, aus dem Feuer genommen, für sich allein, isoliert von anderen, langsam erlischt, so wird auch unsere Glaubensflamme nach und nach schwächer, wenn wir uns ins Private zurückziehen und voneinander distanzieren. Unser Licht scheint heller und wir geben mehr Wärme ab, wenn wir miteinander mutig glauben. Als Glieder am Leib Christi sind wir verbunden und gehören zusammen. Ganz praktisch wird jeder in seiner Einzigartigkeit und mit seiner individuellen Begabung gebraucht (1.Kor.12, 12ff). Oder um es mit einem anderen Bild zu sagen: Als lebendige Steine werden wir zu einem geistlichen Haus aufgebaut. Ein Stein, der unverbunden irgendwo rumliegt, fehlt in der Mauer und lässt das Gebäude unfertig erscheinen (1.Petr.2, 5).

Deshalb lass uns gemeinsam mutig glauben. Er ruft uns.

Herzlich,

Reiner

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